Sprache und Identität
Das Ladinische ist eine neolateinische oder romanische Sprache, die von einer regionalen Variante des Vulgärlateins abstammt. Die zwei Bezeichnungen Ladinisch und Rätoromanisch beziehen sich nicht auf eine Einheitssprache, sondern auf verschiedene Idiome, die gemeinsame linguistische Merkmale aufweisen. Diese Sprachfamilie kann man in drei Sprachinseln gliedern: das Dolomitenladinische rund um die Sellagruppe, das Rätoromanische in Graubünden und das Furlan im Friaul.
Als Dolomitenladinisch wird jene Gruppe von Idiomen bezeichnet, die in den Tälern rund um die Sellagruppe gesprochen werden: Gadertalisch mit seinen drei Varianten: badiot (Obergadertal), ladin de mesaval (Mittelgadertal) und marou (Gemeinde Enneberg); gherdëina (bzw. Grödnerisch in Gröden); Fassanisch, das in die drei Varianten cazet (Oberfassanisch), brach (Unterfassanisch) und moenat (Mundart von Moena) unterteilt wird; Buchensteinisch, bei dem zwischen der Variante fodom und jener von Colle Santa Lucia unterschieden wird. Dazu kommt noch ampezan, das Idiom von Cortina d'Ampezzo. Auch wenn letzteres Idiom sich in einigen Punkten von den anderen Varianten unterscheidet, kann es nicht zuletzt wegen des kulturhistorischen Hintergrunds, wegen des sprachlichen Zugehörigkeitsgefühls und wegen der ideologisch-kulturellen Beziehungen dem Zentralladinischen zugeordnet werden. Das Gadertalische, das Grödnerische, das Fassanische, das Buchensteinische und das Ampezzanische weisen nicht nur einige sprachlichen Gemeinsamkeiten auf, sie haben auch eine gemeinsame Geschichte sowie eine eigenständige Kultur und ganz besondere Traditionen.